Auszüge aus der Einführungsrede von Dr. Regine Nahrwold, Kunsthistorikerin
Blüten. Gesichter. Ein Pferd. Pferdemaul und -nase, ich fühle die samtweichen Lippen und Nüstern. Etwas, das aussieht wie Kratzspuren auf einer Wand. Schatten, Streifen, Blüten…
Wo bin ich hier, an welchem Ort? Bin ich draußen in der Natur? Im Garten, auf einer Weide, einem Feld? Alles wirkt unwirklich, verschwommen, schwankend, flüchtig. Alles huscht im Nu vorüber, man kann nichts greifen, schon gar nicht festhalten. Diese Bilder umgaukeln uns wie flirrendes Sonnenlicht, das durch das Laub eines Baumes fällt, wie Schemen, wie Schmetterlinge. Zwar ist Gegenständliches, sind Objekte der realen Welt – zu sehen? Nein, eben nicht zu sehen. Sie klingen, wiewohl erkennbar, nur an, scheinen sich aufzulösen. Nichts ist schwere Materie oder fester Kontur, alles scheint vorüber zu schweben wie eine in permanenter Veränderung begriffene Wolkenformation.
„Blütezeit“ hat die Fotografin Yvonne Salzmann diesen Zyklus genannt, den sie im Frühjahr 2020 geschaffen hat, eines Jahres, das ganz im Zeichen einer Krankheit steht. Aber nicht die Krankheit Corona hat Salzmann zum Thema gemacht.
Wir sehen keine Bilder von Viren, maskentragenden Menschen, von überfüllten
Kliniken, müdem Pflegepersonal oder Patienten an Beatmungsmaschinen. Die Künstlerin scheint zu den Glücklichen zu gehören, denen die Zeit des Lockdowns weniger Beschränkungen aufgezwungen als durch Rückzug und Entschleunigung neue Räume eröffnet hat. Diese neuen Räume hat sie mit einer radikal subjektiven Kamera erkundet und dabei vieles entdeckt, was in ihrem Inneren auf Resonanz gestoßen ist. Die Dinge, die sie in der Außenwelt gefunden hat, sind zu Seelenbildern, der Corona-Sommer ist zur „Blütezeit“ geworden. Assoziationen zur Jahreszeit des Sommers stellen sich zu den Blumen und zum Titel der Serie zwar ein, doch nicht nur ortlos erscheinen diese Bilder, sondern auch zeitlos. Der Ort der Bilder ist hier, überall und nirgends – ihre Zeit jetzt, immer und nie.
Blütezeit ist auch in der Landes Musik Akademie in Wolfenbüttel zu sehen. Hier geht es zur Homepage.
Ich bin für ein bedingungsloses Grundeinkommen für uns Künstler*innen, weil….
wir ein Spiegel der Gesellschaft sind
wir Teil unserer Kultur sind
wir zeitdokumentarisch arbeiten
wir Kunst machen weil wir es unsere Berufung ist
wir durch unsere Hochsensibilität Wahrnehmungen haben, die wir durch unsere Kunst für andere sichtbar werden lassen
wir Zeit zum Denken brauchen ohne uns rechtfertigen zu müssen
wir die Anerkennung der Gesellschaft bekommen und damit einen würdevollen Umgang erfahren
wir uns nicht mehr zum Bittsteller machen müssen
wir unsere kreative Arbeit ohne ständige Existenzängste umsetzen können
wir für unsere Arbeit ein regelmäßiges Einkommen hätten, damit auch eine Bezahlung unseres Schaffens hätten, und somit freier Leben könnten
wir die Sinne anregen
wir inspirieren
wir ästhetisieren
wir hinterfragen
wir einfach wichtig sind
Mail: y.salzmann(a)t-online.de
www.salzmann-photographie.de