Am 16.05.2021 Künstlerinnen vor Ort!

Am Sonntag den 16.05.2021 sind die Künstlerinnen jeweils von
15 bis 17 Uhr vor Ort:
Susanne Hesch in Braunschweig
Rosi Marx in Holzminden
Güde Renken in Helmstedt
Franziska Rutz in Bad Harzburg
Yvonne Salzmann in Lucklum
Tuğba Şimşek in Salzgitter

Hervorgehobener Beitrag

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Kategorisiert in Allgemein

„Gletscher“ von Franziska Rutz

Portrait Franziska Rutz
Fotografie © Yvonne Salzmann 2021

Was bleibt ist nur die Illusion eines Gletschers
Es sind meine Gefühle und Gedanken zu den Orten und zu den Menschen, welche ich darstellen will, ich mache keine dokumentarische Fotografie. Ein Stilmittel das sich in meiner Arbeit entwickelt hat ist die digitale Montage und Demontage von fotografischen Motivelementen. Dadurch entstehen neue Bildlandschaften.
Berge sind/waren für mich stets etwas, das immer da ist, unveränderbar,
wunderbar und gewaltig. Demgegenüber verändern wir Menschen uns stets und sind verletzlich. Diese Vorstellung hat sich bei mir grundlegend verändert, mit der Wahrnehmung des jetzigen menschengemachten Klimakrise und der damit verbundenen Gletscherschmelze.
Der Gletscherzyklus „Was bleibt ist nur die Illusion eines Gletschers“ entsteht seit 2012 bis heute. Ich wollte die Schönheit der Gletscher festhalten und frage mich gleichzeitig, ob z.B der Aletschgletscher in 20 Jahren nur noch als Illusion wahrnehmbar ist. Dazu muss man wissen, dass heute an den Felsen noch genau abgelesen werden kann, wie hoch und wie weit im Tal der Gletscher einmal war – und es ist erschreckend, um wie viel er geschrumpft ist, in der Höhe und in der Länge.
Die Menschen versuchen jetzt mit hellen riesigen Tüchern, die sie über das Gletscherende legen, das Abschmelzen des Rhonegletschers etwas aufzuhalten.

Kunst ist auch ein Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen. Dafür bedarf es des Austausches und der gemeinsamen Auseinandersetzung. Ohne vielfältige Resonanzbeziehungen verkümmert gesellschaftliches Leben.
Jeder Künstler jede Künstlerin hat ein Recht auf existenzsichernde Honorare!

© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
info(a)franziskarutz.de
www.franziskarutz.de

„Blütezeit“ von Yvonne Salzmann

Portrait Yvonne Salzmann, Lucklum

Auszüge aus der Einführungsrede von Dr. Regine Nahrwold, Kunsthistorikerin
Blüten. Gesichter. Ein Pferd. Pferdemaul und -nase, ich fühle die samtweichen Lippen und Nüstern. Etwas, das aussieht wie Kratzspuren auf einer Wand. Schatten, Streifen, Blüten…
Wo bin ich hier, an welchem Ort? Bin ich draußen in der Natur? Im Garten, auf einer Weide, einem Feld? Alles wirkt unwirklich, verschwommen, schwankend, flüchtig. Alles huscht im Nu vorüber, man kann nichts greifen, schon gar nicht festhalten. Diese Bilder umgaukeln uns wie flirrendes Sonnenlicht, das durch das Laub eines Baumes fällt, wie Schemen, wie Schmetterlinge. Zwar ist Gegenständliches, sind Objekte der realen Welt – zu sehen? Nein, eben nicht zu sehen. Sie klingen, wiewohl erkennbar, nur an, scheinen sich aufzulösen. Nichts ist schwere Materie oder fester Kontur, alles scheint vorüber zu schweben wie eine in permanenter Veränderung begriffene Wolkenformation.
„Blütezeit“ hat die Fotografin Yvonne Salzmann diesen Zyklus genannt, den sie im Frühjahr 2020 geschaffen hat, eines Jahres, das ganz im Zeichen einer Krankheit steht. Aber nicht die Krankheit Corona hat Salzmann zum Thema gemacht.
Wir sehen keine Bilder von Viren, maskentragenden Menschen, von überfüllten

Kliniken, müdem Pflegepersonal oder Patienten an Beatmungsmaschinen. Die Künstlerin scheint zu den Glücklichen zu gehören, denen die Zeit des Lockdowns weniger Beschränkungen aufgezwungen als durch Rückzug und Entschleunigung neue Räume eröffnet hat. Diese neuen Räume hat sie mit einer radikal subjektiven Kamera erkundet und dabei vieles entdeckt, was in ihrem Inneren auf Resonanz gestoßen ist. Die Dinge, die sie in der Außenwelt gefunden hat, sind zu Seelenbildern, der Corona-Sommer ist zur „Blütezeit“ geworden. Assoziationen zur Jahreszeit des Sommers stellen sich zu den Blumen und zum Titel der Serie zwar ein, doch nicht nur ortlos erscheinen diese Bilder, sondern auch zeitlos. Der Ort der Bilder ist hier, überall und nirgends – ihre Zeit jetzt, immer und nie.

Blütezeit ist auch in der Landes Musik Akademie in Wolfenbüttel zu sehen. Hier geht es zur Homepage.

Ich bin für ein bedingungsloses Grundeinkommen für uns Künstler*innen, weil….
wir ein Spiegel der Gesellschaft sind
wir Teil unserer Kultur sind
wir zeitdokumentarisch arbeiten
wir Kunst machen weil wir es unsere Berufung ist
wir durch unsere Hochsensibilität Wahrnehmungen haben, die wir durch unsere Kunst für andere sichtbar werden lassen
wir Zeit zum Denken brauchen ohne uns rechtfertigen zu müssen
wir die Anerkennung der Gesellschaft bekommen und damit einen würdevollen Umgang  erfahren
wir uns nicht mehr zum Bittsteller machen müssen
wir unsere kreative Arbeit ohne ständige Existenzängste umsetzen können
wir für unsere Arbeit ein regelmäßiges Einkommen hätten, damit auch eine Bezahlung unseres Schaffens hätten, und somit freier Leben könnten

wir die Sinne anregen
wir inspirieren
wir ästhetisieren
wir hinterfragen
wir einfach wichtig sind

Mail: y.salzmann(a)t-online.de
www.salzmann-photographie.de

Tuğba Şimşek

Portrait Tugba Simsek, Salzgitter
Fotografie © Yvonne Salzmann 2021 (Aufbau Salzgitter)

Tuğba Şimşek ist 1986 in Rheinland-Pfalz geboren und hat an der HBK Braunschweig, der Metropolitan University of Art and Design in Cardiff sowie am Art Center College of Design in Los Angeles studiert. In der ‚Park Side Gallery 2021‘ zeigt die Künstlerin nicht wie sonst Zeichnungen oder Skulpturen, sondern analoge Fotografien, die sie während ihrer Reise durch Los Angeles in den Jahren 2015 bis 2018 aufgenommen hat.

In der aktuell andauernden Pandemie liegt es der deutsch-türkischen Künstlerin sehr am Herzen auf den Einfluss des Fremden und Unbekannten aufmerksam zu machen, welcher die Neugierde am `Exotischen´ sowie die Inspirationen des vermeintlich Anderen beinhaltet. Gerade in der globalen Krise betont Tuğba Şimşek in ihrer Arbeit eine Weltoffenheit.
Mail: hello(a)tugbasimsek.com
www.tugbasimsek.com

„Konstellationen“ (die Boxer) von Susanne Hesch

Portrait Susanne Hesch, Braunschweig
Fotographie © Yvonne Salzmann 2021

Zwei menschliche Figuren in Konfrontation – ein Kaspertheater, ein Schattentheater, eine Bühne des Lebens? Zwei Körper in der Choreographie eines Kampfes.
Fünf der für diese Parkgalerie ausgewählten Bilder basieren auf den sehr vereinfachten, fast schattenhaften Zeichnungen von Boxern.
Es geht um ein Verhältnis von Mensch zu Mensch, um den Körper mit seinen Bewegungen als quasi mechanischen Körper aus Aktion und Reaktion… Wenn ich dieses mache, machst du das… Fokussierung, Bewegungsimpuls, Regeln, Zeit spielen eine Rolle. Was ist Kampf, was Sport, was Spiel? Die Abläufe erscheinen wie eine Choreografie, die Körper wie ein Ornament. Es ergeben sich immer wieder neue Konstellationen aus 6 Punkten (jeweils 2 Köpfe und 4 Fäuste).
Nur durch den kleinen Moment des Durchbrechens dieser Abläufe – weil eine oder einer von beiden geschickter oder schneller ist oder überraschender – entscheidet sich der Kampf.
Das sechste Bild ist inspiriert von einem Film über Kindheit, in dem ein
Junge durch Wiesen und Felder läuft. Landschaft und Natur werden zur Bühne seiner kindlichen Fantasiespiele. Schließlich verfällt er in einen Ringkampf mit einem Busch.

5 Boxer-Zeichnungen, 2020, im Original 29,7 x 40 cm, Bleistift auf Papier
Der große Wurf (Ausschnitt), 2021, im Original 30 x 50 cm, Acryl auf Holz

„Es ist doch paradox, dass der größte Teil der Künstler*innen genau in dem Moment Geld mit ihrer Arbeit verdient, in dem diese Arbeit „verschwindet“. Wenn sie durch Verkauf in Archiven, Sammlungen, privaten Räumen der öffentlichen Zugänglichkeit entzogen wird.
Bildende Künstler*innen betreiben eine Art Grundlagenforschung. Sie machen sichtbar, visualisieren komplexe Zusammenhänge, entwickeln Modelle, beschreiben das So-Sein der Welt, den Zustand der Menschen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden in Form von Ausstellungen präsentiert und verfügbar gemacht. Es funktioniert so ähnlich wie ein Konzert, das die Arbeit der Musiker*innen präsentiert. An dieser Stelle muss die künstlerische Arbeit bezahlt werden, nicht erst durch den Verkauf von Werken.
Dafür sind Ausstellungshonorare wichtig und darüberhinaus viel mehr Projekte, die die Kunst für die Gesellschaft besser verfügbar machen.“

© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
www.susannehesch.de www.instagram.com/susannehesch

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